Von Herausforderungen, Hochspannung und Herzklopfen.
Vielleicht hast du mal einen Vortrag in der Schule gehalten, einen Toast auf das neue Jahr gebracht oder beim Geburtstag deiner Oma die letzten 90 Jahre mit einer schwungvollen Rede in Ehren gehalten. Ich habe dies alles schon einmal gemacht, aber ehrlich gesagt, nichts bereitet dich auf die Erfahrung vor, das allererste Mal auf einer Bühne vor Publikum zu sprechen.
Mein Debüt als Speakerin war beim Lebensdoof®-Festival in Zwickau. Ich hatte keine Ahnung, wie groß und bekannt dieses Festival wird oder wie viele Leute da sein würden. Durch Social Media und unsere WhatsApp-Gruppe für das Event bekam ich mit, dass viel Werbung dafür gemacht wurde. Aus diesem Grund baute sich langfristig die Vorstellung in mir auf, ich würde vor ähnlichen Menschenmassen wie beim Wacken Open Air auf der Bühne stehen und in regelmäßigen Abständen bekam ich kurze Anflüge von Panik, meine kurzfristige Entscheidung dabei verfluchend. Glücklicherweise bekam ich durch den Kontakt zu den anderen Speakern mit, dass es auch ein paar andere Leute mit wenig, bis keiner Erfahrung gab. Die Zeit bis zum Event verging wie im Flug, der große Tag war endlich da und schließlich bin ich mit meiner Rede und einer Freundin im Gepäck in den Zug nach Zwickau gestiegen. Dort angekommen war ich heilfroh, dass keine Menschenmassen das Gelände überfluteten, wie befürchtet. Es war ein herrlicher Sonnentag und warm lag eine liebenswerte, freudig-prickelnde Erregung in der Luft. Ich wurde herzlich begrüßt und bekam auch direkt ein Namensschildchen, welches mich als Rednerin auswies. Zu diesem Zeitpunkt stand ich noch gar nicht auf der Bühne, habe auf der Toilette mein Bühnenoutfit angezogen, aber fühlte mich schon da sehr professionell;) Das Gefühl steigerte sich sogar noch, als ich zufälligerweise beim Drehen einer Instagram-Story einem Journalisten begegnete, der extra für das Event gekommen war. Er interviewte mich und ich konnte das allererste Mal stolz sagen: »Ich bin hier als Speakerin dabei.« Das war ein riesengroßer Moment für mich – vor Freude musste ich einfach grinsen wie ein Honigkuchenpferd.
Da mein Auftritt erst nachmittags war, hieß das, ich hatte noch genügend Zeit mir andere Speaker anzuhören und dabei noch nervöser zu werden als ich ohnehin schon war. Meist stand ich vor der Bühne, beobachtete die Auftretenden oder das Laufpublikum, während mein Körper vor Hochspannung förmlich summte. Wellen der Aufregung schlugen in regelmäßigen Abständen über mir zusammen, vor allem wenn ich in Gedanken immer wieder meine Rede durchging und kurze Passagen vergaß. Meine Aufregung muss man mir angesehen haben, denn als ich kurz vor meiner Redezeit händeringend vor der Bühne neben einem Mann stand, der gerade Fotos machte, fragte er mich lächelnd, ob dies mein erster Auftritt war. Ich bejahte und sein beruhigendes Lächeln schenkte mir die Gewissheit, dass alles, was passieren würde, in Ordnung war. Mittlerweile wurde ich anmoderiert und der Moment des Auftritts rückte immer näher, bis er schließlich da war:
Der große Augenblick
Wie gesagt, keine Geburtstagsrede bereitet dich darauf vor, auf der Bühne vor fremdem Publikum zu sprechen. Diese Art von Erwartung, die sich über das Publikum legt, sobald du auf die Bühne gehst, kann man Zuhause nicht kreieren. Trotzdem stand diese Spannung mitten im Raum, wie eine unübersehbare Kuh. Mein Körper war wie eine Bogensehne gespannt, meine Knie zitterten und mein Herz hörte ich so laut schlagen, dass ich dachte, alle anderen im Raum müssten es auch hören. Erwartungsvolle Gesichter blickten zu mir auf, fremde Menschen standen mit verschränkten Armen abwartend da, andere starrten uninteressiert aufs Handy. Tief einatmend suchte ich das einzige, mir bekannte Gesicht. Meine Freundin stand in der ersten Reihe und strahlte mich mit leuchtenden Augen an. Das gab mir den Mut und das Vertrauen, die ersten Worte auszusprechen. Falls du vor deinem ersten Auftritt stehen solltest – eine Person, die dir vertraut ist, kann eine riesige Unterstützung sein in so einem unbekannten Moment.
Sobald ich einmal angefangen hatte, merkte ich, wie die Begeisterung für mein Thema die Oberhand gewann und ich gar nicht anders konnte, als enthusiastisch die Rede aus mir herausfließen zu lassen. Beim letzten Drittel traute ich mich dann sogar einzelne andere Gesichter anzugucken, davor hatte ich versucht eher auf den hinteren Teil des Raumes zu schauen. Alle lächelten mich an und ich entdeckte sogar jemanden, der bestätigend nickte zu meinen Worten – das war eine ehrliche Bestätigung, die ein euphorisierendes Hochgefühl bei mir auslöste! Ich hatte es geschafft: Mein Publikum war begeistert und die Herausforderung gemeistert.