Ich bemerke kaum, wie mir das Mikrofon an das Ohr gesteckt wird und ich verkabelt werde – ich bin so damit beschäftigt meine unregelmäßige Atmung in den Griff zu bekommen, dass alles andere um mich gerade verschwimmt. Das Blut rauscht mir in den Ohren, während langsam die Panik in mein Bewusstsein sickert:  Ich werde gleich vor abwartenden, fremden Menschen meine Gefühle, Gedanken, Überzeugungen teilen und vortragen und reden.

Ich stehe hinter der Bühne und warte, verharre, verzweifele

während die Zeit verfliegt, zerrinnt und verraucht,

aber gleichzeitig doch auf der Stelle

erstarrt.

Und in diesem Moment, kurz vor dem Auftritt, trifft die Aufregung mich mit voller Wucht, das Lampenfieber erreicht seinen Höhepunkt. In meinem Inneren hat es verrückt gespielt, dabei ist die Aufregung vor einem Auftritt, allgemein vor einer wichtigen Situation, definitiv nichts neues. Das heißt allerdings nicht, dass sie irgendwann weg geht. Im Gegenteil, diese Hochspannung ist ein ständiger Begleiter und es gibt wohl kaum einen Menschen, der die schweißige Angst des Lampenfiebers noch nicht erlebt hat.

Bei jeder Person sieht diese Furcht unterschiedlich aus und sie zeigt sich in ihren verschiedensten Formen, vielleicht kommen dir diese Symptome bekannt vor:

  • Herzrasen bzw. -klopfen
  • Feuchte oder kalte Finger
  • Schweißausbrüche
  • Trockener Hals und staubtrockene Kehle
  • Zitternde Knie
  • Nervöser Magen
  • Rotwerden

Es gibt auch Anzeichen für Aufregung, die sich nach Außen hin zeigen, wie beispielsweise das Rotwerden. Das ist kein Grund sich zu schämen, peinlich berührt zu sein oder sogar einen Grund gefunden zu haben, nicht mehr auf die Bühne zu gehen!

Jedes Mal, wenn ich von der Bühne runter gehe, ist mein Kopf so knallrot wie eine sonnengereifte Tomate. Zusätzlich kommen viele Aufregungsflecken auf der Brust, die sich auch nicht verbergen lassen. Solltest du solche oder ähnliche Symptome haben, ist das überhaupt nicht schlimm! Nach meinem ersten Bühnenauftritt sah ich ein Foto von mir und dachte: „Oh Gott, wie sehe ich denn aus?!“ – Ich habe es nicht nur gedacht, ich habe es auch laut ausgesprochen. Tja, wie sehe ich auf diesen Fotos aus? Menschlich. Ganz einfach menschlich. Im ersten Moment war es mir unangenehm, aber je mehr ich darüber nachdachte, umso unwichtiger wurde es. Was zählte war, dass ich Spaß gehabt hatte auf der Bühne. Ich war wie im Rausch und bin betrunken vor Begeisterung gewesen und ja, das hat man nicht nur gehört, sondern eben auch gesehen. Und das ist etwas absolut Gutes! Meine Aufregung hat sich von innen nach außen durchgekämpft und diesen Drive, den ich während des Redens gespürt habe, hat sich einfach nur gezeigt. Meine Leidenschaft für das Thema ist entfacht und das hat man mir auch angesehen. Im Endeffekt macht es keinen Unterschied, wie du während deiner Präsentation aussiehst, ganz im Gegenteil – „Fehler“ wirken viel menschlicher und sympathischer. Es macht dich nahbar, denn die Zuhörer bemerken „Hey, du bist aufgeregt, aber trotzdem ziehst du es durch.“ Und dafür wird dir Bewunderung und Respekt entgegengebracht.

Da das Lampenfieber immer mit dabei ist vor Auftritten (zumindest bei mir 😉), gibt es natürlich auch einige Methoden, um damit umzugehen.

Meine drei Lieblingstipps habe ich dir mitgebracht:

1. Mache vor deiner Präsentation etwas, was dir Energie und positive Gefühle gibt:

Suche dir eine kleine oder große Aktivität, durch die du dich selbstbewusst und mit deinem Körper verbunden fühlst. Das kann alles Mögliche sein: eine Mediation, eine Runde um das Haus sprinten oder dein Lieblingslied auf der Toilette schmettern. Es ist ein energiegeladener Schub für dein Selbstbewusstsein, du bist verbunden mit deinem Atem und deinem Körper. All das sind wichtige Grundsteine für eine gute Darbietung.

2. Konzentriere dich auf die Bauchatmung:

Lege deine Hände auf deinen Bauch und konzentriere dich ganz darauf, wie deine Bauchdecke sich beim Einatmen hebt und beim Ausatmen wieder senkt. Dieser Atemrhythmus ist gut für die Erdung und gibt dir Stabilität. Das Gute daran ist: Es erfordert nicht viel Platz, du kannst es auf der Stelle ganz unauffällig machen – vollkommen egal, wo du gerade bist und wie deine Umgebung ist.

3. Benutze deine Vorstellungskraft:

Du kannst deine Vorstellung schon im Geiste visualisieren und dir vorstellen, wie es sich anfühlt auf die Bühne zu gehen, dort zu stehen und zu reden. Ich stelle mir immer genau vor, wie es für das Publikum aussieht, wenn ich die Bühne betrete – ich verlasse meine innere Perspektive und versetze mich stattdessen in die Haut des Zuhörers. Ich stelle mir dann vor, wie selbstbewusst ich auftrete, wie mein Lächeln aussieht, wie meine Körperhaltung ist. Die Visualisierung hilft, ruhiger zu werden und eine Überwältigung vorzubeugen.

Viel Spaß beim Ausprobieren und viel Erfolg bei deiner Präsentation!

Liebe Grüße,

Hjördes